„Ein inzestuöser Bankert“. Alfred Kolleritsch, die manuskripte und (New-Wave-) Science-Fiction
Brief von Walter Aue an Alfred Kolleritsch, Ts. mit hs. Signatur, 24.10.1969, 1 Blatt (FNI-Manuskripte-271769 III/AR49,A).
Schon die Betreffzeile des vorliegenden, Ende 1969 an Alfred Kolleritsch adressierten Briefes aus den Beständen des manuskripte-Redaktionsarchivs mag einen stutzig machen: „SCIENCE FICTION – anthologie“. Denn auch wenn der Absender und Herausgeber der damit angesprochenen Anthologie[1] Walter Aue einen „flexible[n] anthologietyp“ ankündigt und seinen potenziellen Beiträger:innen zugesteht, ihre Beiträge so zu konzipieren, „dass sie mehr nach ‚fiction‘ als nach ‚science‘ (oder umgekehrt) ausgerichtet sind“, so erscheint der Dichter Alfred Kolleritsch zumindest retrospektiv als einigermaßen abwegiger Beiträger für einen Band mit einer solchen thematischen Ausrichtung – zu unvereinbar scheint die vorwiegend nicht-ratioide Programmatik seiner Literatur mit der szientistischen Grundierung der damals in etlichen Genre-Magazinen prävalenten Hard-Science-Fiction, zu politisch sein Anspruch an Literatur im Gegensatz zum Eskapismus der populären Space Opera.[2] Kurz: SF ist nicht das naheliegendste Genre, wenn man an Alfred Kolleritsch denkt, er nicht der naheliegendste Autor, wenn man an SF denkt. Wie kam es also zur vorliegenden Anfrage?
Eine einfache Google-Suche („alfred kolleritsch“ + „science fiction“) gibt vorerst wenig Aufschluss. Neben einer äußerst fragwürdigen Kategorisierung seines 2001 zum Anlass des siebzigsten Geburtstags im Residenz Verlag erschienenen Gedichtbandes Die Verschwörung der Wörter als „Science Fiction & Fantasy“ in etlichen Onlineshops stößt man vor allem auf die SF-Faszination von Zeitgenossen und sogenannten manuskripte-Autoren – auf Reinhard P. Grubers Perry Rhodan Sammlung[3], auf Ferry Radax’ „Science-Fiction-Film-Parodie – oder eigentlich Hommage“[4] Das Testament oder Gunter Falks literarische wie theoretische Auseinandersetzung mit ausgewählten Texten der SF[5]. Direkte Bezüge zwischen Kolleritsch und dem Genre finden sich auch bei eingehender Suche nicht. Der mittelbare Weg über Kolleritschs literarisches Umfeld, über Kolleritsch als Ermöglicher und Vermittler, eröffnet jedoch eine andere Perspektive auf die briefliche Anfrage von Aue.
Kolleritschs erste Buchpublikation liegt 1969 noch knapp drei Jahre entfernt, als Schriftsteller ist er außerhalb von literarischen Veröffentlichungen in der eigenen Zeitschrift kaum hervorgetreten, „als Herausgeber der Literaturzeitschrift ‚manuskripte‘ und als Präsident der Grazer Künstlervereinigung ‚Forum Stadtpark‘“[6] allerdings durchaus bekannt. 1969 ist just auch das Jahr, in dem in Heft 25 der manuskripte der Schluss von Oswald Wieners die verbesserung von mitteleuropa. roman veröffentlicht wird und der Text auch in seiner Gesamtheit bei Rowohlt erscheint. Im angesprochenen „(schluß) / appendix A“ widmet sich Wiener ausführlich seinem Konzept des bio-adapters: „die m.e. erste diskutable skizze einer vollständigen lösung aller welt.probleme. er ist die chance unseres jahrhunderts: befreiung von philosophie durch technik.“[7] In dieser Skizze kulminieren Wieners im Text dargelegte (sprach)philosophische Überlegungen entlang einer „Entwicklung von Bewußsteinsphilosophie, der ich total verpflichtet gewesen bin, hin zum Reduktionismus, der sich im Kapitel über den Bioadapter findet.“[8] Der Bioadapter erscheint dabei als „Realitätsmaschine“, als „‚glücks-anzug‘“, dessen Zweck es ist, „die welt zu ersetzen“ und schließlich auch den Menschen, der ihn trägt, in einer „reduktion des bio-moduls“, einem Aufgehen des Menschen im Maschinellen für maximalen Lustgewinn. Die Parallelen zum SF-Topos der ‚Welt als Simulation‘ sind offenkundig, später wohl am bekanntesten umgesetzt in den Filmen der Matrix-Reihe (1999-2003), jüngst in cartoonhafter Übertreibung und mit selbstreflexivem Charme wiederaufgegriffen in der Animationsserie Rick & Morty (seit 2013), am ausführlichsten bearbeitet im Werk von Philip K. Dick (u.a. Time Out of Joint, 1959)[9], wenig später im deutschsprachigen Raum erprobt durch Herbert W. Franke (Das Gedankennetz, 1961) und in Grundzügen mit Laurence Mannings (The Man who awoke, 1933) zumindest bis in die 1930er Jahre zurückgehend. SF und die manuskripte – eine erste Spur ist gefunden.
Ein erster Blick in das Buch zeigt, dass weder Kolleritsch noch Wiener mit Texten in der Anthologie vertreten sind, dass sich darin aber etliche andere Autor:innen finden, die mit Kolleritsch und den manuskripten in Verbindung stehen. So sind u.a. Texte von Ernst Jandl, Gerhard Rühm, Elfriede Jelinek, Barbara Frischmuth, Friederike Mayröcker und H. C. Artmann im Band veröffentlicht. Peter Pongratz und Walter Pichler steuern dazu noch (foto)grafisches Material bei, u.a. eine Dokumentation von Pichlers Installation TV-Helm, auf die sich auch Wieners Bioadapter bezieht. Zudem wird mit einer feinen Abänderung des ursprünglichen Arbeitstitels – der schließlich 1971 im Joseph Melzer Verlag in der Reihe Melzer Fiction herausgegebene Band heißt science & fiction – das damit bezeichnete Feld (bzw. die bezeichneten Felder) noch ausgeweitet.
Ein zweiter Blick macht deutlich, dass der Band dem im Brief angesprochenen Ziel des „flexiblen anthologietyps“ mehr als gerecht wird – die darin versammelten Texte eröffnen ein breites Spektrum an Zugängen und Formen zum grundlegenden Themenkomplex. Schon der einleitende Text des Herausgebers, bezeichnender Weise mit „Stich-Worte statt Vor-Worte“ (S&F, 8-23) betitelt, webt in einer losen Aneinanderreihung von 77 Beobachtungen, mehr oder weniger möglichen Szenarien und ironischen Aphorismen ein weitreichendes Netz an Verweisen, die auch in die letzten Winkel der (Pop)Kultur reichen, um weitgehend assoziativ möglichst viele (auch theoretische) Zugänge zu science & fiction sowie der SF jener Zeit abzudecken.
Fiktionale Gestalten der SF wie Captain Marvel, Barbarella, Perry Rhodan, Mr. Freedom, HAL 9000, Major Matt Mason oder Godzilla tauchen dort ebenso auf wie Personen oder Projekte, die Ideen der SF in Form von Verschwörungstheorien, als künstlerisches Programm, in satirischer Überzeichnung oder als utopistische Zukunftsprojekte in eine wie auch immer geartete Realität spiegeln wollen – referenziert werden u.a. Erich von Däniken, Andy Warhol, das New Babylon Project, Friedensreich Hundertwasser, Bazon Brock und eben auch Oswald Wiener, von dem es heißt, er habe den „allmähliche[n] Ersatz zellulärer Schaltkreise des peripheren Systems durch Solid-Logic-Bausteine“ durch seinen „Adapter“ bestätigt. Darüber hinaus geistern allerlei elektronische Wiedergänger, Replikanten, „KUNSTMENSCH[EN]“ und Klone durch den Text: „ZAPPA II“, „ABRAHAM CASSIUS CLAY LINCOLN“, „CYBORG“ I bis III – „McLuhan II verhandelt mit Wald Disney II“. Es wird dabei deutlich, wie sehr Vorstellungen der SF im Jahr 1969 – auch das Jahr der ersten Mondlandung – ins Wirklichkeits- und Möglichkeitsdenken verschiedenster Menschen, vor allem Künstler:innen drängen. Die Gleichsetzung der beiden titelgebenden Begriffe, wie sie yaak karsunke in einem der Anthologie vorangestellten Gedicht konstatiert („science is fiction“), erscheint nahezu folgerichtig, der besondere Reiz einer sich daraus ableitenden SF, dem „inzestuöse[n] bankert aus beide[m]“ (S&F, [7]), offensichtlich.
Vor diesem Hintergrund ersinnt Barbara Frischmuth eine zukünftige Frauengesellschaft, in der alle Männer „auf die Größe eines Humanic-Ballons, dem ein Kind die Luft ausgelassen hat“ (S&F, 103) zusammenschrumpfen und schließlich verschwinden, Ernst Jandl steuert ein formverspieltes Planeten-Gedicht bei und Elfriede Jelinek beschreibt ironiegeladen eine kurze Szene in einer postapokalyptischen Welt, in der „buzz & helmut die blondbrüder die wölfe“ über 170 Jahre „micky die maus“ malträtieren, um den mäuserich schließlich als „antwort auf die ewigen fragen […] wer bist du? woher kommst du? wo bist du? wohin gehst du?“ (S&F, 57) auf einem elektrischen Stuhl hinzurichten.[10] Die Texte, selten länger als zwei Seiten, reichen von ironisch-metareflexiven Versuchen am Genre, über theoretische Auseinandersetzungen mit Funktionen der SF und technologiekritischen Kurztexten bis hin zu konkreter Poesie – gesamtheitlich eine etwas andere SF.
Die Textsammlung knüpft damit in gewisser Weise an an eine wenige Jahre zuvor einsetzende Entwicklung der englischsprachigen SF, die heute in Anlehnung an das Französische Kino und dessen ‚Nouvelle Vague‘ als ‚New Wave of Science-Fiction‘ bezeichnet wird. Die New Wave erschließt in ihrer anti-bürgerlichen Grundierung nicht nur neue Themenbereiche für die SF und steht im Zuge gesamtgesellschaftlicher Veränderungen vor dem Hintergrund der 1968er- und der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung für eine gewisse Politisierung des Genres, im Zuge der ‚Welle‘ erfolgt auch eine insgesamt recht heterogene Anknüpfung an formal avancierte Schreibformen jener Zeit, wobei insbesondere der Beat-Autor William S. Burroughs vielen SF-Autor:innen als Vorbild dient.[11] Autor:innen wie Brian Aldiss, J. G. Ballard, Joanna Russ, Ursula K. Le Guin oder Samuel R. Delany veröffentlichen nun vermehrt in Anthologien, weniger in Magazinen und stehen für eine neue Form von SF, die ästhetisch wie inhaltlich psychopathologische Zustände auslotet, allzu normative Ideen von Gender und Sexualität untergräbt und im formalen Experiment nach neuen Möglichkeiten des Ausdrucks sucht. Dahinter steht der Wunsch, in der SF Verfahren nicht-naturalistischer Literatur zu entwickeln, die der Zeit und ihren gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht werden, der Versuch auch, die SF als Avantgarde zu verstehen und damit aufzuwerten – ganz ohne die Segregationstendenzen und Berührungsscheu, die einer Hard-SF und ihren strengen Genrekonventionen innewohnt.[12] Schon 1962 schreibt etwa Ballard:
I’d like to see s-f becoming abstract and ‚cool‘, inventing completely fresh situations and contexts. I’d like to see more psycho-literary ideas, more […] synthetic psychologies and space-times, more of the remote, sombre half-worlds one glimpses in the paintings of schizophrenics, all in all a complete speculative poetry and fantasy of science.[13]
Mit Ballard lässt sich wieder eine Brücke zurück zur Melzer-Anthologie schlagen, nicht nur weil sich im Zitat erwähnte ästhetische Positionen auch im literarischen Programm einiger darin abgedruckter Autor:innen wiederfinden. So wird in der angehängten Verlagswerbung auf Ballards Roman „Liebe + Napalm: Export USA“ hingewiesen, den der Verlag ebenfalls im Programm führt.
Der Verlag steckt in dieser Zeit in einer turbulenten Phase. Nachdem auch wegen des finanziellen Misserfolgs einer Ludwig-Börne-Gesamtausgabe der Konkurs schon kurz bevorsteht, kommt es 1965 mit dem neuen Programmleiter Jörg Schröder zu einer umfassenden Umstellung des Verlagsprogramms. Mit einer Mischung aus Übersetzungen amerikanischer Underground-Literatur – 1966 erscheint eine deutsche Erstübersetzung von Texten Leroi Jones’, 1967 Jack Kerouacs autobiografischer Roman Engel, Kif und neue Länder – daran anknüpfenden Positionen aus dem deutschsprachigen Raum und vor allem erotischen Texten kann sich der Verlag einige Jahre über Wasser halten. Insbesondere die deutsche Übersetzung des sadomasochistischen Erotikromans Geschichte der O. von Anne Desclos, „rettete den Verlag vor dem Ruin“[14] – die finanziellen Probleme bleiben jedoch. 1970 übernimmt Abraham Melzer, Sohn des Gründers und langjährigen Leiters Joseph Melzer, den Verlag, nachdem es zu einem Zerwürfnis zwischen Schröder und Melzer Senior gekommen war. Eine hinsichtlich des restlichen Verlagsprogramms nur konsequente Hinwendung zur SF über Ballard und die neu eingerichtete Reihe Melzer Fiction stellt in einem weiteren Aufgriff amerikanischer Avantgarde-Bestrebungen den letzten Versuch dar, das Programm gewinnbringend zu modernisieren. In der Reihe erscheinen aber nur drei Bände (zwei Romane und eben jene Anthologie) – 1971 geht der Verlag in Konkurs.
Die Anthologie stellt damit ein höchst interessantes, in dieser Form jedoch monolithisches Experiment dar: den Versuch auch in der deutschsprachigen Literatur avantgardistische Schreibweisen, die zu jener Zeit vor allem in Graz und den manuskripten beheimatet sind, mit Themen, Motiven und Ideen der SF zu verquicken, den Versuch einer SF als Avantgarde oder einer Avantgarde als SF. Zu Folgeprojekten kommt es wie gesagt nicht, von einer Strömung oder Welle kann keine Rede sein, auch von keiner längerfristigen Aufwertung des Genres. Der Einfluss der SF, auch einer New Wave, gerade auf das literarische Programm von Autor:innen im Umfeld Alfred Kolleritschs lässt sich aber an mehreren Stellen durchaus festmachen. In Wieners fortlaufender Auseinandersetzung mit den Themenkreisen Kybernetik und Posthumanismus, in Gunter Falks unmittelbarer Auseinandersetzung mit den Werken von Ursula K. Le Guin und Robert Heinlein, in H. C. Artmanns Lovecraft- und Elfriede Jelineks Pynchon-Übersetzungen oder auch in Barbara Frischmuths konsequenter Beschäftigung mit dem Mehr-als-Menschlichen.
David Wimmer
[1] Vgl. Walter Aue (Hrsg.): Science & Fiction. Frankfurt a. M.: Melzer 1971. (= Melzer Fiction.) In der Folge zitiert mit der Sigle (S&F, Seitenzahl)
[2] Mit Hard-Science-Fiction, einer auf wissenschaftliche Akkuratesse und logische Weltentwicklung ausgerichteten Spielart des Genres, und der auf epische bis phantastische Heldengeschichten fokussierten Space Opera seien hier nur zwei sehr populäre Pole abgesteckt, zwischen denen sich die Science Fiction (im Weiteren nur SF) im Laufe der Jahre ständig weiter ausdifferenziert hat. (Vgl. Sherryl Vint: Science Fiction. A Guide for the Perplexed. London [u.a.]: Bloomsbury 2014, S. 8 bzw. 23f.)
[3] Vgl. Thomas Wolkinger: „Geht Äpfel stehlen!“. In: Falter (Wien) vom 25.8.2010, S. 42-43. Online: https://wolkinger.wordpress.com/2010/08/25/geht-apfel-stehlen/ [29.2.2024].
[4] Andreas Ungerböck: Das „Testament“ … des großen Avantgardisten Ferry Radax. In: derstandard.at (Wien) vom 3.10.2007. URL: https://www.derstandard.at/story/3059432/das-testament [29.2.2024].
[5] Vgl. Günter Eichberger: Schlupfkirsch oder GenussGenuss oder Der fröhliche Vogel der Anarchie. Wolfgang Bauer und Gunter Falk. In: Dossier Wolfgang Bauer. Hrsg. v. Gerhard Fuchs u. Stefan Maurer. Erstellt am 11.10.2017. (= Dossieronline). S. 74-86. DOI: 10.25364/16.01:2017.1.6 [29.2.2024].
[6] Manfred Mixner und Ewart Reder: Alfred Kolleritsch – Essay. In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hrsg. von Axel Ruckaberle. Begründet von Heinz Ludwig Arnold. München: edition text + kritik (1978ff.), o. P. URL: http://www.nachschlage.NET/document/16000000603 [29.2.2024].
[7] Vgl. Oswald Wiener: die verbesserung von mitteleuropa. roman. (schluß). In: manuskripte 9 (1969), H. 25, S. 18-22, hier: S. 18.
[8] „Entfremdet bleiben.“ Oswald Wiener im Gespräch mit Klaus Kastberger. In: Kolik 3 (1999), H. 6, S. 50-60.
[9] Zu weiteren Parallelen zwischen den Werken Wieners und Dicks vgl.: Daniela Bartens. „Wer spricht?“ Oswald Wiener oder „Wie man zu Lebzeiten fiktiv wird“. In: WIE ES MIT DER LITERATUR WEITERGEHT. 60 Jahre Literaturzeitschrift manuskripte. Graz: manuskripte 2020. S. 165-176.
[10] Im Kurztext treten Figuren aus dem 1970 erschienen Pop-Roman wir sind lockvögel baby! auf – er entstand wohl im Zuge der Arbeiten daran, findet sich aber in dieser Form nicht im Roman.
[11] Vgl. Rob Latham: American Slipstream. Science Fiction and Literary Respectability. In: The Cambridge Companion to American Science Fiction. Hrsg. von Eric Carl Link und Gerry Canavan. New York: Cambridge University Press 2015. (= Cambridge companions to literature. Topics.) S. 99-110, hier: S. 100.
[12] Das zeigt sich auch an einer gewissen Öffnung der wichtigsten SF-Preise gegenüber Autor:innen und Texten, die von einer breiteren Öffentlichkeit rezipiert werden und gewissermaßen zu einer „so-called mainstream literature“ zu zählen sind. So wurde etwa 1969 Kurt Vonneguts Slaughterhouse-5 für einen Hugo Award nominiert und 1973 Thomas Pychon mit Gravity’s Rainbow für einen Nebula Award. Rob Latham bemerkt allerdings, dass sich diese Öffnung recht einseitig gestaltet – die wenigsten der New Wave Autor:innen schafften es noch in den 1970ern außerhalb einer SF-Bubble zu weitreichenderem Renommee. Eine wechselseitige ästhetische Beeinflussung oder Nähe lässt sich allerdings an der Genrebezeichnung ‚Sliptstream‘ festmachen, dem so unterschiedliche Autor:innen wie Günter Grass, Thomas Pynchon, Gabriel Garcia Marquez, Toni Morrison, Brian Aldiss oder Margeret Atwood zugerechnet werden und der, etwas verkürzt, eine ‚Postmodernisierung‘ der SF beschreiben soll. (Vgl. ebda. S. 100f.)
[13] J. G. Ballard: Which Way to Inner Space? Zit nach: Vint, Science Fiction, S. 76.
[14] o. A.: Sitzen auf Softlove. In: Der Spiegel (1971), H. 36. URL: https://www.spiegel.de/kultur/sitzen-auf-softlove-a-03304f87-0002-0001-0000-000043175435?context=issue [16.4.2024].
veröffentlicht am 17. April 2024 in Objekt des Monats