Titelblatt der Kleinen Zeitung, Ausgabe Steiermark, vom 21.7.2021Klaus Kastberger: Graz. Hauptstadt der Literatur. Ein Vortrag
Graz und die Literatur, diese beiden Begriffe gehören zusammen. Ja, mehr noch: Oft schon wurde die steirische Landeshauptstadt als eine „Hauptstadt der Literatur“ bezeichnet. Erst vor kurzem setzte die Kleine Zeitung, eines der großen Leitmedien der Stadt, die Wendung auf ihr Titelblatt. Der aktuelle Anlass: Mit der Verleihung des Bachmann-Preises an Nava Ebrahimi und der Zuerkennung des Büchner-Preises an Clemens J. Setz gingen innerhalb weniger Tage zwei der renommiertesten deutschsprachigen Literaturpreise an Schreibende aus dieser Stadt.
Was macht Graz zu einem solchen Zentrum der Literatur? Zu einem Ort, an dem es mit dem literarischen Schreiben eine besondere Bewandtnis hat? Sind es die spezifischen Lebensumstände, die Autorinnen und Autoren hier vorfinden? Ist es die kreative Atmosphäre einer mittelgroßen Stadt an der Peripherie des deutschsprachigen Raumes? Ist es die Gastfreundschaft, mit der man hier seit Jahrzehnten Schreibende aus vielen Ländern empfängt und in ihnen neue Heimaten bietet? Oder ist es ein spezifischer Druck, der auf den Verhältnissen lastet?
Es steht außer Frage: Graz spielte in den 1960er und 1970er Jahren eine bedeutsame Rolle in der Durchsetzung moderner und avantgardistischer Schreibweisen im gesamten deutschsprachigen Raum. Solche Traditionslinien treffen heute in der Stadt auf eine lebendige literarische Szene, die sich aus unterschiedlichsten Quellen speist. Zahlreiche Institutionen tragen dazu bei: Verlage und Literaturzeitschriften von internationalem Rang, effektive Formen der Nachwuchsförderung, Initiativen für das junge Publikum und Instanzen der Vermittlung, die weithin sichtbar sind.
Hier finden Sie die Druckversion eines Vortrages von Klaus Kastberger, der in der Zeitschrift manuskripte (Heft 249/2025, S. 205-218) erschienen ist.
veröffentlicht am 21. Oktober 2025 in Allgemein
© Lena Prehal